Stoßsicherung: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:Breguet Stoßsicherung 01.jpg|thumb|schematische Darstellung einer Breguet Stoßsicherung]]
  
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So bezeichnet man die federnde Lagerung des [[Steine|Loch- und Decksteins]], in denen der [[Unruh]]wellenzapfen dreht. Zur Verringerung der Lagerreibung ist dieser [[Zapfen]] speziell geformt und daher bei Erschütterungen besonders bruchgefährdet. Die federnd gelagerten Steine sollen Stöße abfangen.  
!colspan="3" bgcolor="#e3e3e3" | Stoßsicherung
 
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So bezeichnet man die federnde Lagerung des [[Steine|Loch- und Decksteins]] in denen der [[Unruh]]wellenzapfen dreht. Zur Verringerung der Lagerreibung ist dieser Zapfen speziell geformt und daher bei Erschütterungen besonders bruchgefährdet. Die federnd gelagerten Steine sollen Stöße abfangen. Die Stoßsicherung wurde von [[Breguet, Abraham Louis (1747-1823)|Breguet]] erfunden, der sie „Parachute“ nannte. Bei manchen Systemen ist der [[Lochstein]] in einem Futter mit schrägen Seitenflächen gelagert und kann dadurch auch seitliche Stöße auffangen weil es sich auch in dieser Richtung verschieben kann. Aus der Vielzahl der Stoßsicherungen setzten sich aber nur einige allgemein durch, zum Beispiel „KIF“ oder „[[Incabloc]].
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Als Stoßsicherung wird auch oft das [[kombiniertes Steinlager|kombinierte Steinlager]] bezeichnet. Hierbei handelt es sich jedoch letztendlich nur um eine verbesserte (verkleinerte) Art der Befestigung von Decksteinen mittels einer Formfeder.
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== Geschichte ==
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[[Bild:Viertelrepetition Breguet 5.jpg|thumb|right|Breguet Stoßsicherung]]
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[[Datei:Fabrique Du Grenier. FH 20 Sept. 1930.jpg|thumb|Stoßsicherung von Fabrique Du Grenier, Erismann-Schinz S.A. Schweizer Patent Nr. 130193, 24 September 1929]]
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Die Stoßsicherung wurde [[1790/de|1790]] von [[Breguet, Abraham-Louis|Abraham-Louis Breguet]] erfunden, der sie „Parachute“ (Fallschirm) nannte. Sie sollte die Schwingungen von seinem Selbstaufzugmechanismus „Perpetuelle“ mindern. In der ersten Ausführung waren die Enden der Unruhwelle mit Spitzen versehen und liefen in einem federnd gelagerten, angebohrten Rubin. Um seitliche Stöße besser abfedern zu können, entwickelte Breguet seine Stoßsicherung weiter. Jetzt verwendete er Loch- und Decksteine, die am Ende einer seitlichen halbkreisförmigen Feder angebracht waren. Da sich der Selbstaufzug bei [[Taschenuhr]]en nicht durchsetzte, geriet auch die Stoßsicherung in Vergessenheit.
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In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit der raschen Verbreitung der [[Armbanduhr]] eine Vorrichtung zum Schutz der Unruhwellen-[[Zapfen]] notwendig. [[1928/de|1928]] wurde der [[Incabloc]] erfunden und ab [[1931/de|1931]] von der Firma Echappements Universal S. A. (später Le Porte Echappement Universel La Chaux–de-Fonds S.A. '''[[Portescap]]''') in [[La Chaux-de-Fonds]] produziert. Heute wird die Incabloc-Stoßsicherung von '''[[Incabloc S.A.]]''' produziert, eine andere Stoßsicherung dieser Firma ist die [[Novodiac]]. Die Grenchener Firma [[ETA]] ist einer der größte Abnehmer.
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Das Monopol von Portescap wurde [[1944/de|1944]] durch [[Kif-Parechock S.A.]] in [[Le Sentier]] ([[Vallée de Joux]]) gebrochen. KIF-Stoßsicherungen werden u.a. von [[Rolex/de|Rolex]], [[Audemars Piguet]], [[Breguet]], [[Frederic Piguet]], [[Daniel Roth]] und [[Jaeger-LeCoultre]] eingesetzt.
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[[Bild:Stosssicherung.jpg|thumb|Stoßsicherung]]
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[[Bild:Stosssicherung_Feder.jpg|thumb|Federn]]
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== Weiterführende Informationen ==
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*[[:Kategorie: Stoßsicherungen|Auswahl der häufigsten Stoßsicherungssysteme]]
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*[[:Kategorie:Bildgalerie Archiv Stoßsicherung|Bildgalerie Archiv Stoßsicherung]]
  
Eine Auswahl der häufigsten Stoßsicherungssysteme alphabetisch geordnet:
 
  
* [[Antichoc 102]]
 
* [[Antichoc S65]]
 
 
* [[Bemus]]
 
* [[Bemus]]
* [[Bigalu]]
+
* [[Bulova-Shock]]
* [[Bishoc]]
 
* [[Brac]]
 
* [[Bulova]]
 
 
* [[Cimier Lapanouse]]
 
* [[Cimier Lapanouse]]
* [[Combilager alt]]
+
* [[:Datei:DDR-Stoßsicherung.jpg|DDR Stoßsicherung]]  
* [[Combilager neu]]
+
* [[Dip]] (Bild vorhanden)
* [[Contrachoc alt]]
+
* [[Excelsior]] (Bild vorhanden)
* [[Contrachoc neu]]
 
* [[Cortebert Spirofix]]
 
* [[Cymaflex]]
 
* [[Diac]]
 
* [[Diachoc]]
 
* [[Durobloc]]
 
* [[Duroshoc]]
 
* [[Duroswing]]
 
* [[Emo]]
 
* [[Eterna T]]
 
* [[Eterna U]]
 
* [[Farr]]
 
* [[Fixmobil]]
 
* [[Duofix]]
 
* [[Forster]]  
 
 
* [[General. Neutro Shock]]
 
* [[General. Neutro Shock]]
* [[Girocap]]
 
* [[Hanhart]]
 
 
* [[Hercules]]
 
* [[Hercules]]
 
* [[Inbterco]]
 
* [[Inbterco]]
* [[Incabloc]]
 
* [[Incabloc alt]]
 
 
* [[Incastar]]
 
* [[Incastar]]
 
* [[Intex]]
 
* [[Intex]]
* [[Junghans 1]]
 
* [[Junghans 2]]
 
* [[Kienzle 1]]
 
* [[Kienzle 2]]
 
 
* [[KIF Duobil]]
 
* [[KIF Duobil]]
 
* [[KIF Duofix]]
 
* [[KIF Duofix]]
* [[KIF Elastor]]
 
* [[KIF Flector]]
 
 
* [[KIF Minifix]]
 
* [[KIF Minifix]]
* [[KIF Protechoc]]
 
* [[KIF Satellor]]
 
* [[KIF Securit]]
 
* [[KIF Trior]]
 
* [[KIF Ultraflex]]
 
* [[Liengme Shockstop]]
 
* [[Lubrifix]]
 
* [[Master Shock]]
 
* [[Medaflex]]
 
* [[Microflex]]
 
* [[Monorex]]
 
* [[Monorex 53]]
 
* [[MT Antichoc]]
 
* [[MT Super]]
 
* [[Novochoc]]
 
* [[Novochoc A]]
 
* [[Novodiac]]
 
* [[OBE]]
 
* [[Oris]]
 
* [[Otexlager]]
 
* [[Palierfix]]
 
* [[Parachock 1]]
 
* [[Parachock 2]]
 
* [[Protax]]
 
 
* [[Resochoc]]
 
* [[Resochoc]]
* [[Resomatic]]
+
* [[UdSSR Stoßsicherung]] (Bilder 1-6 vorhanden)
* [[Ruby Shock alt]]
 
* [[Ruby Shock neu]]
 
* [[Rufarex]]
 
* [[Rufasuper alt]]
 
* [[Rufasuper neu]]
 
* [[Rufix]]
 
* [[Shock Resist]]
 
* [[Shock Stabil]]
 
* [[Simrex]]
 
* [[Super Shock Resist]]
 
* [[Super Shockproof]]
 
 
* [[Ultrabloc]]
 
* [[Ultrabloc]]
* [[Unichoc]]
 
* [[Unisafe]]
 
* [[Uwersi]]
 
* [[Vibrax 160E]]
 
* [[Vibrochoc]]
 
  
[[Kategorie:Stoßsicherungen]]
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== Literatur ==
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*[[Das große Uhrenlexikon]]; Autor: [[Fritz von Osterhausen]]; ISBN 3898804305
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*[[Die ersten 25 Jahre Glashütter Uhrenindustrie 1845 -- 1870]]; Autor: Jürgen Peter; Selbstverlag des Autors; 2020
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*Konstruktionselemente der Feinmechanik; Autor: Werner Krause; ISBN 3446223363
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*Gerätekonstruktion in Feinwerktechnik und Elektronik; Autor: Werner Krause; ISBN 3446196080
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*Breguet: Meisterwerke klassischer Uhrmacherkunst; Autor: Patrizzi, [[Sabrier, Jean-Claude|Sabrier]], Bull; ISBN 3-7667-1016-8 
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[[Kategorie:Fachbegriffe]]
 
[[Kategorie:Fachbegriffe]]
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[[de:Stoßsicherung]]
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[[en:shock absorber]]
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[[fr:Pare-choc]]
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[[it:Antiurto]]
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[[nl:schokbreker]]
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[[ru:Противоударное устройство]]

Aktuelle Version vom 10. September 2021, 20:32 Uhr

Stoßsicherung

schematische Darstellung einer Breguet Stoßsicherung

So bezeichnet man die federnde Lagerung des Loch- und Decksteins, in denen der Unruhwellenzapfen dreht. Zur Verringerung der Lagerreibung ist dieser Zapfen speziell geformt und daher bei Erschütterungen besonders bruchgefährdet. Die federnd gelagerten Steine sollen Stöße abfangen.

Definition

Als Stoßsicher gilt eine Uhr wenn sie einen Fall von 1m Höhe auf Eichenholzboden ohne:

– Beschädigung

– Gestörtes Gangbild

– gößere Gangabweichung als 60sec/Tag übersteht.


Die Prüfung wird mit einem Pendelschlag-Gerät durchgeführt!

Als Stoßsicherung wird auch oft das kombinierte Steinlager bezeichnet. Hierbei handelt es sich jedoch letztendlich nur um eine verbesserte (verkleinerte) Art der Befestigung von Decksteinen mittels einer Formfeder.

Geschichte

Breguet Stoßsicherung
Stoßsicherung von Fabrique Du Grenier, Erismann-Schinz S.A. Schweizer Patent Nr. 130193, 24 September 1929

Die Stoßsicherung wurde 1790 von Abraham-Louis Breguet erfunden, der sie „Parachute“ (Fallschirm) nannte. Sie sollte die Schwingungen von seinem Selbstaufzugmechanismus „Perpetuelle“ mindern. In der ersten Ausführung waren die Enden der Unruhwelle mit Spitzen versehen und liefen in einem federnd gelagerten, angebohrten Rubin. Um seitliche Stöße besser abfedern zu können, entwickelte Breguet seine Stoßsicherung weiter. Jetzt verwendete er Loch- und Decksteine, die am Ende einer seitlichen halbkreisförmigen Feder angebracht waren. Da sich der Selbstaufzug bei Taschenuhren nicht durchsetzte, geriet auch die Stoßsicherung in Vergessenheit.

In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde mit der raschen Verbreitung der Armbanduhr eine Vorrichtung zum Schutz der Unruhwellen-Zapfen notwendig. 1928 wurde der Incabloc erfunden und ab 1931 von der Firma Echappements Universal S. A. (später Le Porte Echappement Universel La Chaux–de-Fonds S.A. Portescap) in La Chaux-de-Fonds produziert. Heute wird die Incabloc-Stoßsicherung von Incabloc S.A. produziert, eine andere Stoßsicherung dieser Firma ist die Novodiac. Die Grenchener Firma ETA ist einer der größte Abnehmer.

Das Monopol von Portescap wurde 1944 durch Kif-Parechock S.A. in Le Sentier (Vallée de Joux) gebrochen. KIF-Stoßsicherungen werden u.a. von Rolex, Audemars Piguet, Breguet, Frederic Piguet, Daniel Roth und Jaeger-LeCoultre eingesetzt.

Stoßsicherung
Federn

Weiterführende Informationen


Literatur